Kohle, endlose Treppen und das Brechen von Klischees

Internationaler Austausch mit der Theodor-Körner-Schule in Bochum, Deutschland – Bericht nach dem ersten Teil des Austauschs der Klasse H3

Von Kora Hvala und Tjaša Hafner
https://gimnazija-poljane.si/novice/95/premog-neskoncne-stopnice-in-razbijanje-stereotipov

Wir begannen die Woche am Deutschen Gymnasium mit einem gemeinsamen Frühstück und endeten mit einem gemeinsamen Abendessen, zu dem jeder eine selbstgemachte Köstlichkeit mitbrachte.

Kohle ist Brot:
Der größte Stolz der Bochumer ist der Bergbau, der durch die starke und frühe Industrialisierung die einzige Überlebensmöglichkeit für Millionen von Menschen war. Wir besuchten zwei Bergbaumuseen – das Deutsche Bergbau-Museum Bochum und Zollverein Essen – um das Erbe und die Bedeutung des Bergbaus zu sehen, aus dem die Stadt Bochum entstanden ist. Neben der Geschichte einer der größten Industrieregionen der Welt sahen wir eine ergreifende Ausstellung mit Fotografien von Bergleuten bei ihrer langen und gefährlichen Arbeit und eine Fotoausstellung, die das authentische Alltagsleben im industrialisierten Bochum zeigt.

Ordnung und Disziplin!
Das Klischee der deutschen Pünktlichkeit und außergewöhnlichen Organisation, das in der slowenischen Nation tief verwurzelt ist und Deutschland als idealisiertes, fast utopisches gelobtes Land sieht, wurde in unseren Augen durch Züge mit erheblichen, manchmal bis zu einstündigen Verspätungen etwas entkräftet. In Nordrhein-Westfalen gab es im letzten Monat Proteste im öffentlichen Dienst (Straßenbahn- und Busfahrer und Hausmeister), die die Flughäfen und öffentliche Verkehrsmittel lahmgelegt und den Fernunterricht gestört haben. Da es keine öffentlichen Verkehrsmittel gab, konnte ein Teil des Programms nicht stattfinden und niemand von uns dachte, dass wir am Dienstag nach Corona erneut Distanzunterricht erleben mussten.

Wir waren überrascht von der Herzlichkeit und Freundlichkeit unserer Gastgeber und ihrer Familien, die einmal mehr dazu beitrugen, das Klischee, das den Deutschen gewöhnlich Härte und Kälte zuschreibt, zu zerstören.

Alles klar, Herr Kommissar?
Wir waren beeindruckt von der Dynamik des Unterrichts an ihrem Gymnasium, in dem die Schüler auch kontinuierlich für ihre Teilnahme an jeder Unterrichtsstunde bewertet werden. Die Atmosphäre ist daher etwas steifer, die Schüler heben ihre Hände gewissenhafter, der Lehrer wartet, bis sich die erhobenen Hände häufen, und ruft dann einen Schüler auf, der erst dann spricht, wenn er das Wort erhält. Dies unterscheidet sich deutlich von der Unterrichtsdynamik an unserer Schule, die in der Regel weniger formell und die Debatten spontan und entspannt sind.

So viele Treppen?!
Wir besuchten Köln und betraten zuerst den viel gerühmten Dom, der uns mit seiner imposanten gotischen Architektur und den zarten, in der Märzsonne leuchtenden Glasfenstern verzauberte. Wir stiegen unendlich viele Treppen hinauf, um die Spitze zu erreichen und über ein Köln der Millionen zu blicken.

Am vorletzten Abend verewigten wir gemeinsam mit unseren Lehrern und unseren Schulpartnern die zuvor leere Wand mit unseren Fingerabdrücken und Namen. Unser Austausch war der erste für die Bochumer, und ihr Wunsch ist es, die gesamte Wand mit den Fingerabdrücken all derer zu füllen, die in Zukunft an den Austauschen teilnehmen werden.

Wir möchten uns bei unserem Deutschlehrer Robert Banfi und unserer Klassenlehrerin und Physikprofessorin Nada Žonta Kropivšek für die Organisation des Austauschs bedanken.

 

 

Ein kleines Land mit vielen wunderschönen Orten

Internationaler Schüleraustausch mit der Gimnazja Poljane in Ljubljana, Slowenien – Bericht nach Beendigung des 2. Teils des Austausches der Stufe 9 und der Q1

Von Annika Hölzner

Vermutlich lässt sich der Schüleraustausch nach Slowenien am ehesten als sehr herzlich, interessant, erfahrungsreich und mit vielen Erinnerungen verbunden beschreiben. Am Bahnhof von Ljubljana wurden wir alle direkt sehr herzlich von unseren Austauschschülern zusammen mit ihren Familien empfangen. Am nächsten Morgen begrüßte uns der slowenische Schulleiter in der Aula der Schule. Anschließend hatten wir slowenischen Unterricht, bei dem die Slowenen versuchten uns etwas von der slowenischen Sprache beizubringen. Wir stellten fest, wie schwierig die slowenische Sprache ist, und haben versucht, noch einige Lieder zusammen auf Slowenisch zu singen.

Idyllische Hauptstadt im Grün

Schon vom Zug aus konnten wir sehen, wie die Natur immer grüner wurde, sobald wir durch Slowenien fuhren. Die Berge Österreichs fingen an, dem Grün Sloweniens zu weichen. Das wurde, sobald wir in Ljubljana ankamen, nur bestätigt. Als wir den Bahnhof verließen,

konnten wir schon die vielen Bäume und Büsche sehen. Über die ganze Woche hinweg stellten wir auch immer wieder fest, wie viel mehr Grünflächen und Alleen es in Ljubljana gibt als in Bochum. Die Hauptstadt Sloweniens ist zwar nicht sonderlich groß, aber sehr verzaubernd. Mitten durch das Zentrum fließt ein relativ breiter, in der Sonne blau glitzernder Fluss. Gesäumt wird dieser von einigen Cafés und einer kleinen Ansammlung an Verkaufsständen. Außerdem findet dort jeden Freitag eine offene Küche statt, wo sich viele Verkäufer aus Restaurants und Essensverkäufen zusammenfinden und ihre Speisen verkaufen, sodass man an einem Ort Essen in vielen Variationen kosten kann.

Eine Insel mitten im See

Auch der Ausflug nach Bled hatte einiges zu bieten. Zuerst haben wir die Burg von Bled besucht. Hier haben wir zuerst einiges zur Geschichte erfahren und konnten einige Fotografien des Sees und des Schlosses anschauen. Anschließend haben wir noch etwas über die Stadt erfahren und wir hatten vom Burghof aus einen hervorragenden Blick auf den Bleder See und seine Umgebung mit den Bergen. Anschließend machten wir uns auf den Weg um den See und haben dabei auch die verschiedensten Blicke auf den See bekommen. Doch was jedes Mal ins Auge gestochen ist, war die kleine Insel auf dem See mit seiner malerischen  Kirche und einigen kleinen Häusern drum herum. Auch wenn der See erst sehr riesig erschien, ließ er sich doch vergleichsweise schnell umrunden. Zum Abschluss haben wir auch die sehr bekannte slowenische Cremeschnitte probiert, die uns von den slowenischen Familien sehr empfohlen wurde.

Höhlen und Küste an einem Tag?

Das durften wir in Piran und Umgebung erleben. Die Burg Predjama ist auch als eine der schönsten Burgen Sloweniens und als „Höhlenburg Predjama“ bekannt, dem sie alle Ehre macht. Schon der erste Eindruck der Burg, die halbverborgen in einer Höhle liegt, war überwältigend. Wir besuchten sie geführt mit Audioguides, um etwas zur Geschichte, die ehemaligen Besitzern und den Ereignissen rund um die Burg zu erfahren. Auch die Aussicht von den zwei Terrassen über das Tal war gerade bei Sonnenschein jeden Blick wert. Nah der Burg befindet sich auch die Postojna-Höhle, die wir besucht haben. Aus zum Teilen sehr großen „Räumen“ bestehend konnten wir die große Tropfsteinhöhle besichtigen. Anschließend statteten wir noch der Küstenstadt Piran einen Besuch ab. Das wohl schönste an der Stadt ist das klare, blaue Meer zusammen mit dem kleinen Hafen und dem zentralen Platz mit den rundherum verzweigten kleinen Gassen. Der Platz, auf dem sich im Zentrum eine große Statue befindet, wurde gesäumt von einigen bunten Häusern und dem großen Rathaus.  An der kleinen Uferpromenade reihten sich einige Restaurants und Eisdielen aneinander. Auf der anderen Seite erstreckte sich das Meer. Von einem höher gelegeneren Punkt in Piran bekamen wir nicht nur einen Blick auf die Stadt, sondern konnten auch die Küsten von Kroatien und Italien erkennen.

Schule mal etwas anders:

In der slowenischen Schule ist uns aufgefallen, dass die Atmosphäre generell deutlich anders als bei uns und zum Teil entspannter ist. Die Schüler werden nicht für einzelne Unterrichtsstunden bewertet und müssen sich nicht melden. Außerdem waren die Schüler in den Probestunden sehr offen und der Unterricht war etwas flexibler gestaltet. Auch die Pausenzeiten unterscheiden sich von denen an unserer Schule und der Schultag dauert insgesamt auch länger. Es gibt zwei Pausenzeiten – einmal für eine Stunde und einmal für eine halbe Stunde -, in der die meisten Schülerinnen und Schüler außerhalb der Schule etwas essen.

Die Schule ist auch anders ausgestattet und bietet einen anderen äußeren Eindruck. Die Schule gleicht von außen eher einem prunkvollen Internat oder dem Rathaus von Piran mit vielen kleinen Verzierungen. In der Schule gibt es zwei kleine Aquarien, ein Chemielabor, einen Biologieraum mit lebenden Tieren (einer Schildkröte, einem Frosch, einer Schlange und zwei Ratten). Zudem gibt es Räume für einzelne Sprachen, die auch dementsprechend gestaltet sind.

Am letzten Abend gab es noch eine Vorführung für die Familien unserer Austauschschüler mit den Projekten, die wir zwischendurch in der Schule vorbereitet hatten, die sich mit den zwei Wochen des Austausches beschäftigt haben. Am darauffolgenden Morgen wurden wir zum Bahnhof gebracht, mussten uns von unseren Austauschschülern auch schon wieder verabschieden und wir durften mit unseren gesammelten Erinnerungen wieder nach Hause fahren.

Wir bedanken uns bei unseren Lehrern Herr Scheidgen und Frau Plonka für die Planung und  Organisation des Austausches.